Das Starthorn ertönt – von da an fällt es schwer beim Buochser Hafen die Übersicht zu behalten. Über Hundert Kajaks, SUP und Kanus legten am Samstagmorgen, 25. September, gleichzeitig los für die Halb- respektive Marathondistanz. Wenige Sekunden nach dem Start des Vierwaldstättersee Kanu-Marathon ruft im Getümmel ein Paddler «Achtung», einen Moment später stösst er bei einem Tempo von knapp 20 Kilometer pro Stunde mit einem Kontrahenten zusammen. Das Geräusch vom Karbon der Paddel und Boote, das aufeinanderprallt, ist im ganzen Feld zu hören. Danach steht ein Kajak quer, rund zehn nachfolgende Boote verwickeln sich dabei in die Kollision. Ein Teilnehmer in einem schmalen Rennkajak kentert.

Das bleibt die einzige brenzlige Situation am letzten Samstag. Fast schon etwas unerwartet: «Ich hätte gedacht, dass der Zieleinlauf nicht so reibungslos abläuft», sagte der Stuttgarter Henning Müller nach dem Rennen. Er startete im mit 50 Starter stark besetzten Feld der Kajakherren über 21 Kilometer und wurde schliesslich Dritter. Der Grund für seine Skepsis war eine Neuerung, die sich die Organisatoren für die sechste Austragung einfallen liessen.

Das Ziel wurde neu ans Land verlegt, gleich bei der Buochser Hafenmole. Einige Kanuten sorgten sich im Vorfeld um ihre Boote, da sie übermüdet und unter Zeitdruck aussteigen und 20 Meter ins Ziel rennen mussten. Wie sich herausstellte, war diese Sorge unbegründet. Stürze oder Materialschäden gab es keine. Dafür konnten die zahlreichen Zuschauer gleich neben der Festwirtschaft den Zieleinlauf verfolgen.

Zwei Nidwaldner Siege

Gewonnen wurde die Halbmarathon-Kategorie im Kajak überlegen vom 32-jährigen Fabio Wyss, ein in Buochs aufgewachsener Kanute. Dies bedeutete der einzige Sieg für den organisierenden Kanuclub Nidwalden. Einige heimische Athleten verzichteten aufgrund der laufenden internationalen Saison im Kanuwildwasser. So fehlte etwa die Buochserin Hannah Müller, welche an der Wildwasser-WM in Bratislava weilte. In ihrer Abwesenheit sorgte Livia Haudenschild vom Kanuclub Rapperswil-Jona für einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg.

Einen zweiten Heimsieg gab es aus Nidwaldner Sicht dennoch zu bejubeln: Der Hergiswiler Roger Gruetter siegte mit einer guten Minute Vorsprung in der immer stärkenden Konkurrenz der Stand-up-Paddler. Gut 1500 Kilometer trainiert der Vereinslose jährlich auf dem Vierwaldstättersee. Am Samstag schwärmte er von den nahezu perfekten Paddelbedingungen: «Da kein Wind blies und fast kein Wellengang herrschte, konnten wir mit den SUP schnelle Zeiten aufstellen.»

Auf der Marathondistanz wagten sich sieben SUP. Dabei fiel vor allem die starke Konkurrenz auf. Alain Luck siegte nur knapp nicht in Rekordzeit. Knapp drei Minuten dahinter folgte bereits der zweitschnellste Stéphane Guillermin. Mit Peter Mülhauser schaffte auch der Drittplatzierte unter fünf Stunden die Zieldurchfahrt.

Queen für Paddelkönig

Das Wetter mit spätsommerlichen Temperaturen lobte auch OK-Chef Reto Wyss. «Wir wurden entschädigt für das letzte Jahr, als wir wegen einer Sturmwarnung absagen mussten.» Dies lockte Kanuten aus der ganzen Schweiz und dem benachbarten Ausland an. Mit 150 Teilnehmenden konnten Werte wie vor der Pandemie erreicht werden. Übertroffen gegenüber früheren Austragungen wurde aus Sicht von Rennleiter Wyss die Stimmung. Die Buochser Swiss Powerbrass Band untermalte den Anlass musikalisch. Als der Friedrichshafener Gernot Willscheid nach 42 strapaziösen Kilometer als erster Marathonfahrer das Ziel erreichte, ertönte passend das Lied «We will rock you» in einer Blasmusikinterpretation. Zweiter wurde der 22-jährige Tim Müller vom KC Rapperswil-Jona knapp vor dem Schaffhauser Altmeister Matthias Fluri.

Auch bei den Damen ging der Sieg nach Deutschland: Die Lindauerin Simone Junker kam vor der ehemaligen Deutschen Nationalkaderathletin Wiebke Pontzen ins Ziel.

Ausgewählte Resultate (Alle Ergebnisse unter Rangliste):

Marathon Kajak-Einer Herren

  1. Gernot Willscheid (KSF Friedrichshafen) 3:23:50.08
  2. Tim Müller (KC Rapperswil-Jona 3:29:22.02
  3. Matthias Fluri (KC Schaffhausen) 3:29:51.49

Marathon Kajak-Einer Frauen

  1. Simone Junker (KC Lindau) 3:55.51:57
  2. Wiebke Pontzen (Lok Cottbus) 4:36:40.66
  3. Anita Dönni (KC Nidwalden) 5:24:05.44

Marathon SUP Herren

  1. Alain Luck (PC Zürisee) 4:46:22.23
  2. Stéphane Guillermin (SUP Suisse) 4:49:19.19
  3. Peter Mülhauser (Berlingen) 4:52:41.86

Halbmarathon Kajak-Einer Herren

  1. Fabio Wyss (KC Nidwalden) 1:41:35.95
  2. Stephan Mathys (KC Schaffhausen) 1:43:49.34
  3. Henning Müller (KG Stuttgart) 1:44:17.26

Halbmarathon Kajak-Einer Damen

  1. Livia Haudenschild (KC Rapperswil-Jona) 1:52:05.87
  2. Claudie Martinoty (Annecy) 2:01:35.23
  3. Andrea Seiler (KC Nidwalden) 2:35:37.25

Halbmarathon Kajak-Zweier

  1. Max Götzl / Arne Kraus (Lok Cottbus) 1:36:34.15
  2. Sven Hirzel / Fynn Wyss (KC Rapperswil-Jona) 1:42:22.82
  3. Lukas Ramseier / Lukas Widmer (KC Rapperswil-Jona 1:42:42.03

Halbmarathon SUP Damen

  1. Yvi Mahoney (PC Zürisee) 2:34:36.23
  2. Andrea Forrer (Eglisau) 2:39:42.37
  3. Leilou Espano (Martigny) 2:46:13.08

Halbmarathon SUP Herren

  1. Roger Gruetter (Hergiswil) 2:29:00.40
  2. Dominik Roth (PC Zürisee) 2:29:57.60
  3. Matthias Leese (PC Zürisee) 2:43:22.62